Fesselträger welche behandlung

Fesselträgerschaden beim Pferd – Ursachen, Diagnose

Fesselträgerschaden beim Pferd – Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten

Fesselträgerschäden gehören zu den weniger häufigen, aber dennoch bedeutenden Verletzungen bei Pferden, die sowohl im Sport als auch in der Freizeit auftreten können. Der Fesselträger ist eine der wichtigsten Strukturen im Pferdebein, die das Pferd stabilisiert und bei der Bewegung unterstützt. Ein Schaden an diesem Bandgewebe kann nicht nur zu Lahmheit führen, sondern auch langfristige Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden des Pferdes haben.

In diesem Blogbeitrag möchten wir Ihnen einen detaillierten Überblick über den Fesselträgerschaden beim Pferd geben – von den Ursachen über die Symptome bis hin zu den Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten. Dabei wird klar, dass es sich um eine komplexe Verletzung handelt, die eine sorgfältige Betreuung durch einen Tierarzt erfordert.

Was ist der Fesselträger beim Pferd?

Der Fesselträger (auch als Ligamentum suspensorium oder Fesselband bezeichnet) ist ein kräftiges Bandgewebe, das sich an der Rückseite der unteren Gliedmaßen des Pferdes befindet. Es hat die Aufgabe, die Fessel (das "Fußgelenk" des Pferdes) zu stützen und die Sehnen der Hinterbeine zu stabilisieren, insbesondere die tiefen Beugesehnen. Der Fesselträger verhindert, dass das Pferd beim Laufen übermäßig nach unten in die Fessel oder das Gelenk abknickt.

Er besteht aus starkem Bindegewebe, das eine hohe Belastung aushalten kann, aber wie jedes andere Gewebe des Körpers auch, ist er anfällig für Schäden durch Überlastung, traumatische Verletzungen oder entzündliche Prozesse.

Ursachen für einen Fesselträgerschaden

Fesselträgerschäden entstehen in der Regel nicht durch eine einzelne, plötzliche Einwirkung, sondern eher durch chronische Belastungen oder Überlastung. Zu den häufigsten Ursachen zählen:

  • Überlastung und wiederholte Belastungen: Besonders bei Sportpferden, die regelmäßig intensiv trainiert werden (z. B. im Springen, Galopp oder in der Dressur), kann der Fesselträger auf Dauer überlastet werden. Durch ungleichmäßige Belastung oder falsche Trainingsmethoden können Mikrorisse entstehen, die zu einer Schwächung des Gewebes führen.

  • Plötzliche oder ungewohnte Belastungen: Ein plötzlicher, intensiver Belastungsschub (z. B. nach einer langen Pause oder bei einer unvorbereiteten Anstrengung) kann zu einem akuten Fesselträgerschaden führen, da das Gewebe die plötzliche Belastung nicht ausreichend kompensieren kann.

  • Falsche Fußstellung und Hufprobleme: Eine falsche Hufstellung, schlechte Hufpflege oder unsachgemäß angepasste Hufbeschläge können zu einer ungleichmäßigen Belastung des Fesselträgers führen und diese langfristig schädigen.

  • Alter: Mit zunehmendem Alter verlieren die Bindegewebe an Elastizität und Widerstandsfähigkeit, was das Risiko für Schäden am Fesselträger erhöht.

  • Unpassende Trainingsbedingungen oder Bodenverhältnisse: Hartes oder rutschiges Terrain sowie unregelmäßige Bodenverhältnisse können zu einer übermäßigen Belastung der unteren Gliedmaßen führen und die Bänder zusätzlich beanspruchen.

Symptome eines Fesselträgerschadens

Die Symptome eines Fesselträgerschadens können variieren, je nachdem, wie schwer der Schaden ist. Sie sind jedoch häufig gut erkennbar. Zu den typischen Anzeichen gehören:

  • Lahmheit: In den meisten Fällen ist eine Lahmheit auf einer oder beiden Hinterbeinen zu beobachten, die je nach Schweregrad des Schadens mehr oder weniger ausgeprägt ist. Die Lahmheit kann insbesondere beim Galopp oder beim Springen auffallen.

  • Schwellung und lokale Wärme: Am betroffenen Bein kann eine Schwellung oder Verhärtung im Bereich des Fesselträgers auftreten. Häufig ist der betroffene Bereich auch wärmer als die umliegenden Gewebe.

  • Empfindlichkeit und Schmerz: Das Pferd reagiert empfindlich auf Berührung im Bereich des Fesselträgers und zeigt Anzeichen von Schmerzen, insbesondere bei Druck.

  • Veränderungen im Gangbild: Bei leichteren Verletzungen kann das Pferd versuchen, die Belastung auf das betroffene Bein zu minimieren, was sich in einem veränderten Gangbild äußern kann. In schwereren Fällen wird die Lahmheit deutlich sichtbar.

Diagnose eines Fesselträgerschadens

Die Diagnose eines Fesselträgerschadens erfolgt in der Regel in mehreren Schritten, wobei eine genaue Untersuchung durch einen Tierarzt unerlässlich ist. Zu den gängigen diagnostischen Verfahren gehören:

  • Klinische Untersuchung: Der Tierarzt führt eine gründliche Untersuchung durch, bei der er das Bein abtastet, auf Schwellungen und Temperatureffekte achtet und das Gangbild des Pferdes beurteilt. Zunächst wird geprüft, ob der Fesselträger direkt schmerzempfindlich ist.

  • Röntgenaufnahmen: Röntgenbilder helfen dabei, eventuelle knöcherne Veränderungen oder Gelenkprobleme auszuschließen. Bei einem reinen Fesselträgerschaden sind Röntgenbilder jedoch nicht immer ausreichend, da diese das Weichgewebe des Fesselträgers nicht gut darstellen können.

  • Ultraschalluntersuchung: Die Ultraschalluntersuchung ist das Verfahren der Wahl, um die Struktur des Fesselträgers genau zu beurteilen. Hiermit lassen sich sowohl Entzündungen als auch kleine Risse im Gewebe sichtbar machen.

  • Szintigrafie: In einigen Fällen kann auch eine Szintigrafie (Kernspinuntersuchung) eingesetzt werden, um Entzündungsherde im Weichgewebe sichtbar zu machen.

  • Bluttests: Ein Bluttest kann helfen, systemische Entzündungen oder Infektionen auszuschließen.

Behandlung von Fesselträgerschäden

Die Behandlung eines Fesselträgerschadens hängt von der Schwere der Verletzung ab und sollte immer unter tierärztlicher Aufsicht erfolgen. Zu den gängigen Behandlungsmethoden gehören:

  • Ruhigstellung und Schonung: Der erste und wichtigste Schritt bei der Behandlung eines Fesselträgerschadens ist eine vollständige Ruhephase. Das betroffene Pferd sollte sich von der Belastung erholen, um den Heilungsprozess zu unterstützen. Dies kann mehrere Wochen bis Monate dauern, je nach Schwere des Schadens.

  • Entzündungshemmende Medikamente: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) werden häufig eingesetzt, um die Entzündung zu hemmen und die Schmerzen zu lindern. In schweren Fällen kann auch Kortison verwendet werden, jedoch ist dies in der Regel nicht die erste Wahl.

  • Kälte- und Wärmebehandlung: In der Anfangsphase kann Kälte helfen, Entzündungen und Schwellungen zu reduzieren. Später können Wärmebehandlungen zur Förderung der Heilung und Durchblutung eingesetzt werden.

  • Physiotherapie und Muskelaufbau: Sobald die akuten Symptome abgeklungen sind, kann eine gezielte Physiotherapie helfen, das Gewebe zu stabilisieren und die Muskulatur rund um den betroffenen Fesselträger zu stärken. Dies reduziert die Belastung des Fesselträgers und fördert eine schnellere Heilung.

  • Chirurgische Intervention: In besonders schweren Fällen, z. B. bei vollständigen Rissen im Fesselträger, kann eine chirurgische Behandlung notwendig sein. Dies ist jedoch selten und wird nur in extremen Fällen durchgeführt.

  • Fesselverband und Unterstützung: In einigen Fällen wird ein spezieller Verband angelegt, um die Stabilität des Fesselträgers zu unterstützen und eine zusätzliche Belastung zu verhindern.

Nachbehandlung

Die Rehabilitation nach einem Fesselträgerschaden ist oft langwierig und erfordert Geduld. Es ist wichtig, das Pferd schrittweise wieder an Belastungen heranzuführen und seine körperliche Verfassung genau zu überwachen. Eine langsame Steigerung der Trainingsintensität und regelmäßige tierärztliche Kontrollen sind entscheidend, um Rückfälle zu vermeiden und das Risiko von Folgeschäden zu minimieren.

Prävention von Fesselträgerschäden

Obwohl nicht alle Fesselträgerschäden vermeidbar sind, gibt es einige präventive Maßnahmen, die das Risiko verringern können:

  • Schonendes Training: Übermäßige Belastungen sollten vermieden und das Training langsam gesteigert werden, um den Fesselträger nicht zu überlasten.

  • Ausgewogene Hufpflege: Eine regelmäßige Hufpflege, einschließlich passender Beschläge, ist wichtig, um Fehlstellungen und falsche Belastungen zu verhindern.

  • Bodenverhältnisse anpassen: Achten Sie auf den Untergrund, auf dem das Pferd trainiert, um plötzliche und ungleichmäßige Belastungen zu vermeiden.

  • Gezielte Muskulaturförderung: Ein gut ausgebildetes und starkes Pferd mit einer stabilen Muskulatur ist weniger anfällig für Sehnen- und Bandverletzungen.

Fazit

Ein Fesselträgerschaden ist eine ernsthafte Verletzung, die nicht nur die Leistungsfähigkeit des Pferdes beeinträchtigen kann, sondern auch langfristige Auswirkungen auf seine Gesundheit hat. Eine schnelle Diagnose und eine gezielte Behandlung sind entscheidend für die Heilung. Bei korrekter Pflege und Rehabilitation können viele Pferde jedoch vollständig von einem Fesselträgerschaden genesen und wieder in den Sport integriert werden.

Quelle; Martina Hemm Juli 2025

Hinweis: Dieser Artikel dient nur zur allgemeinen Information und ersetzt nicht die Beratung und Behandlung durch einen Tierarzt. Im Falle eines Fesselträgerschadens sollte stets ein Fachmann hinzugezogen werden.