Ein Kreuzverschlag, auch bekannt als Rhabdomyolyse oder Tying-Up Syndrome,

Kreuzverschlag beim Pferd – Was ist das ?

Ein Kreuzverschlag, auch bekannt als Rhabdomyolyse oder Tying-Up Syndrome,

ist eine ernsthafte Erkrankung bei Pferden, die zur Zerstörung von Muskelzellen führt. Dadurch entstehen Muskelschmerzen und -steifigkeit, vor allem im Rücken- und Kruppenbereich. Ein Kreuzverschlag kann mild oder akut sein und wird oft durch Überanstrengung, Stress, Elektrolytungleichgewicht, Dehydrierung oder Stoffwechselstörungen verursacht.

Die genauen Symptome können variieren, aber häufige Anzeichen sind:

  • Steifigkeit und Muskelschwäche
  • Schmerzhaftigkeit und Verhärtung der Muskulatur
  • Schweißausbrüche
  • Beschleunigter Puls und Atmung
  • Dunkelfärbung des Urins aufgrund der Ausscheidung von Muskelabbauprodukten (Myoglobin)
  • In schweren Fällen, ein kompletter Bewegungstopp aufgrund von Schmerzen und Verspannungen

Kreuzverschlag ist eine Notfallsituation, und ein Tierarzt sollte sofort gerufen werden, um eine adäquate Behandlung zu gewährleisten. Die Behandlung kann die Verabreichung von Flüssigkeiten, Schmerzmitteln und Muskelrelaxantien umfassen, sowie eine angepasste Fütterung und Ruhe. Um einem Kreuzverschlag vorzubeugen, ist es essentiell, das Training der Pferde langsam zu steigern, für ausreichende Erholungsphasen zu sorgen und Elektrolytbalance sowie eine angemessene Fütterung zu beachten.

Arten und Ausprägung des Kreuzverschlages

Es gibt verschiedene Arten und Ausprägungen des Kreuzverschlages bei Pferden, und die Einteilung erfolgt häufig nach den zugrunde liegenden Ursachen oder nach dem Erscheinungsmuster der Erkrankung. Hier sind einige der üblichen Klassifikationen:

  1. Chronische Form: Diese Form tritt wiederkehrend oder lang anhaltend auf und ist häufig verbunden mit Stoffwechselstörungen wie dem Polysaccharid-Speichermyopathie (PSSM), einer genetisch bedingten Erkrankung.
  2. Sporadische Form: Diese Form des Kreuzverschlages tritt gelegentlich und oft in Verbindung mit ungewohnter Belastung oder Stress bei Pferden auf, die sonst gesund sind.
  3. Polysaccharid-Speichermyopathie (PSSM): Eine genetische Erkrankung, bei der Pferde Schwierigkeiten haben, gespeicherte Kohlenhydrate in den Muskeln richtig zu verarbeiten. Diese Kohlenhydrate (Glykogen und abnormes Polysaccharid) sammeln sich in den Muskelfasern an und führen zu Steifigkeit und Schmerzen.
  4. Rekurrente Exertionsrhabdomyolyse (RER): Eine erbliche Form, die vor allem bei Rennpferden vorkommt. Sie ist gekennzeichnet durch wiederkehrende Episoden von Muskelsteifheit, Schwäche oder Krämpfen.
  5. Myopathie durch Elektrolytungleichgewicht: Ein Ungleichgewicht beispielsweise in den Mineralstoffen Kalzium, Magnesium oder Kalium kann ebenfalls einen Kreuzverschlag verursachen.

Je nach Art des Kreuzverschlages, Ernährungszustand, Fitnesslevel und der zugrunde liegenden Ursache kann sich die Erkrankung durch unterschiedliche Symptome äußern und in verschiedenem Schweregrad auftreten. Die Bandbreite reicht von milder Muskelschmerzhaftigkeit nach der Arbeit bis hin zu schweren Episoden, die zu starker Muskelsteifheit, Atemnot und dunklem Urin führen können. In schweren Fällen kann es auch zu Kollaps und akuter Lebensbedrohung kommen.

So erkennt man beim Pferd einen Kreuzverschlag

Die Erkennung eines Kreuzverschlages beim Pferd basiert auf Beobachtung der Symptome, die mit dieser Erkrankung verbunden sind. Hier sind einige Anzeichen, nach denen man Ausschau halten sollte:

  1. Muskelschmerzen und -steifigkeit: Nach der Arbeit zeigt das Pferd möglicherweise Steifheit, besonders im Bereich der Rückenmuskulatur und der Kruppe.
  2. Muskelschwäche: Das betroffene Pferd kann sichtbar schwächer als üblich sein und Probleme haben, seine hinteren Beine zu bewegen.
  3. Sichtbare Muskelzuckungen: Pferde mit Kreuzverschlag können unkontrollierbare Muskelzuckungen in den betroffenen Bereichen zeigen.
  4. Schweißausbrüche: Übermäßiges Schwitzen kann ein weiteres Symptom sein, auch ohne entsprechende Anstrengung.
  5. Bewegungsunwilligkeit: Das Pferd ist widerwillig zu laufen und zeigt oft eine ’sägebockartige‘ Haltung, bei der die Beine steif und weit gespreizt stehen.
  6. Verhärtung der Muskeln: Durch das Anfühlen der Muskulatur kann eine Verhärtung oder Verdickung der betroffenen Muskelpartien festgestellt werden.
  7. Dunkler Urin: Aufgrund der Myoglobin-Ausscheidung, die aus dem Abbau von Muskelzellen resultiert, kann der Urin dunkelbraun bis rot erscheinen.
  8. Änderungen in Puls und Atmung: Beschleunigter Puls und erhöhte Atemfrequenz können auftreten, selbst wenn das Pferd nicht aktiv ist.
  9. Unruhe oder Angst: Das Pferd kann Anzeichen von Stress oder Schmerz wie Unruhe oder Abwehrverhalten zeigen.

Ursachen für Kreuzverschlag beim Pferd

Kreuzverschlag beim Pferd, auch bekannt als Equine Rhabdomyolyse, kann durch viele unterschiedliche Faktoren ausgelöst werden. Hier sind einige häufige Ursachen:

  1. Überanstrengung: Extremes oder ungewohnt intensives Training kann zu einem Kreuzverschlag führen, besonders wenn das Pferd nicht angemessen darauf vorbereitet ist.
  2. Elektrolytungleichgewicht: Ein Mangel oder Ungleichgewicht an Elektrolyten wie Kalium, Kalzium und Magnesium kann wichtige Muskelfunktionen stören und zu Muskelzusammenbrüchen führen.
  3. Dehydratation: Flüssigkeitsmangel kann die Elektrolytbalance stören und die Muskelfunktion beeinträchtigen.
  4. Ernährung: Eine Ernährung mit hohem Kohlenhydratgehalt oder unangemessenen Futterbestandteilen kann bei manchen Pferden Kreuzverschlag auslösen.
  5. Stoffwechselkrankheiten: Genetische Veranlagungen wie Polysaccharid-Speichermyopathie (PSSM) oder rezidivierende Rhabdomyolyse im Zusammenhang mit Stress (RER) können das Risiko für Kreuzverschläge erhöhen.
  6. Unterkühlung: Exposition gegenüber Kälte oder abrupte Temperaturwechsel können ebenfalls einen Kreuzverschlag provozieren.
  7. Infektionen und Krankheiten: Systemische Infektionen oder Erkrankungen können Stress für den Körper bedeuten und zu Muskelentzündungen führen.
  8. Medikamentenwirkungen: Einige Medikamente oder Toxine können Muskelschäden hervorrufen und somit einen Kreuzverschlag verursachen.
  9. Mangelnde Erholung: Unzureichende Ruhezeiten zwischen Trainingsintervallen können Muskelschäden fördern.
  10. Muskelermüdung: Eine ermüdete Muskulatur kann anfälliger für Verletzungen sein. Das Risiko steigt, wenn ermüdete Muskeln weiterer Belastung ausgesetzt werden.
  11. Hormonelle Faktoren: Hormonelle Veränderungen, besonders bei Stuten, können zu einer höheren Anfälligkeit für den Kreuzverschlag führen.

Prävention ist das Schlüsselelement bei der Vermeidung von Kreuzverschlag

Zur Vermeidung von Kreuzverschlag bei allen Freizeit und Sportpferden ist auf ein angepasstes Trainingsmanagement und Ernährungsmanagement zu achten. Dies kann eine wohlüberlegte Fütterung, eine bedarfsgerechte Kräuter Fütterung ein angepasstes Training, die Beachtung des Hydratationsstatus und die Berücksichtigung von Pferden mit bekannter Prädisposition für muskuläre Störungen einschließen. Wenn die zugrunde liegenden Ursachen bekannt sind, können gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um das Risiko für Kreuzverschlag zu reduzieren. Im übrigen müssen Pferde nach dem Training immer die Möglichkeit haben sich frei zu bewegen, eine Paddockbox reicht hierfür nicht aus.

Vermeidung von Kreuzverschlag mit der richtigen Fütterung

Die richtige Fütterung ist ein entscheidender Bestandteil bei der Vermeidung von Kreuzverschlag beim Pferd. Hier sind einige Richtlinien, die befolgt werden können, um das Risiko für Kreuzverschlag durch Ernährungsmanagement zu minimieren:

  1. Ausgewogene Ernährung: Die Basis der Pferdefütterung sollte hochwertiges Raufutter sein, wie Heu oder Gras. Dies sorgt für eine gute Verdauung und verhindert eine Überlastung des Stoffwechsels mit zu großen Mengen an Kohlenhydraten.
  2. Kohlenhydratmanagement: Zu viel Getreide und andere kohlenhydratreiche Kraftfutter können zu einer überschüssigen Glykogenspeicherung in den Muskeln führen, was das Risiko für Kreuzverschlag erhöht. Beschränke die Zufuhr von Kraftfutter und wähle Produkte mit niedrigem Stärke- und Zuckergehalt.
  3. Fett als Energiequelle: Fette bieten eine sichere und nachhaltige Energiequelle und können als alternative Energie anstelle von Kohlenhydraten im Futter benutzt werden, besonders für Pferde, die zu Stoffwechselproblemen neigen.
  4. Mineralfütterung: Elektrolyte, insbesondere Kalzium und Magnesium, spielen eine wichtige Rolle in der Muskelfunktion. Die Fütterung sollte sicherstellen, dass die Bedürfnisse für diese Mineralien gedeckt sind, gegebenenfalls durch Supplemente.
  5. Vitamin E und Selen: Diese beiden Nährstoffe sind wichtig für die Muskelgesundheit und können dazu beitragen, Schäden durch oxidative Stressreaktionen zu reduzieren. Ein Mangel an Selen oder Vitamin E kann die Muskelzellen anfälliger für Schäden machen.
  6. Regelmäßige Mahlzeiten: Füttere das Pferd regelmäßig und verhindere große Futteraufnahmen auf einmal, um den Stoffwechsel nicht zu überlasten.
  7. Angepasste Rationen: Die Futtermengen sollten individuell an den jeweiligen Energiebedarf des Pferdes angepasst werden, um Übergewicht und Stoffwechselprobleme zu vermeiden.
  8. Konsistente Fütterungszeiten: Halte Dich an einen regelmäßigen Fütterungsplan, um das Verdauungssystem des Pferdes nicht zu stören.
  9. Trinkwasserzugang: Stelle immer ausreichend frisches Trinkwasser zur Verfügung, um eine gute Hydratation zu gewährleisten und damit auch die Elektrolytbalance aufrechtzuerhalten.

Bei der Fütterung von Pferden, die zu Kreuzverschlag neigen, kann es auch hilfreich sein, Futteränderungen schrittweise einzuführen, da abrupte Wechsel zu Verdauungsstörungen führen können, welche wiederum das Risiko für Kreuzverschlag erhöhen können.

Schließlich ist es wichtig, das Gewicht des Pferdes regelmäßig zu überwachen und die Fütterung entsprechend anzupassen, um sicherzustellen, dass das Pferd weder unter- noch übergewichtig ist. Ein guter Ernährungs- und Gesundheitszustand trägt dazu bei, das Risiko für viele Gesundheitsprobleme, einschließlich Kreuzverschlag, zu minimieren.

Kräuter zur Vorbeugung von Kreuzverschlag

Bevor man Kräuter zur Vorbeugung oder Behandlung von gesundheitlichen Problemen einsetzt, sollte man sich genau informieren. Nicht alle Kräuter sind für alle Pferde geeignet, und einige können bei längerer Anwendung oder in hohen Dosierungen Nebenwirkungen aufweisen oder mit anderen Medikamenten interagieren.

FAQ – Kreuzverschlag beim Pferd: Ursachen, Symptome, Behandlung & Prävention

1. Was ist ein Kreuzverschlag beim Pferd?
Kreuzverschlag, auch Rhabdomyolyse oder Tying-Up genannt, ist eine Erkrankung der Muskulatur, bei der Muskelzellen zerstört werden. Dies führt zu Schmerzen, Steifheit und in schweren Fällen zu Bewegungseinschränkungen.

2. Woran erkenne ich einen Kreuzverschlag beim Pferd?
Typische Symptome sind:

  • Steifheit und Schwäche der Muskulatur (v. a. Rücken und Kruppe)

  • Schweißausbrüche ohne Anstrengung

  • Sichtbare Muskelzuckungen

  • Dunkler Urin (durch Myoglobin)

  • Bewegungsunwilligkeit („sägebockartige Haltung“)

  • Schneller Puls und Atemfrequenz

3. Ist Kreuzverschlag ein Notfall?
Ja. Bei Verdacht auf Kreuzverschlag sollte sofort ein Tierarzt kontaktiert werden. Eine schnelle Behandlung kann Folgeschäden vermeiden und ist lebensrettend.

4. Was sind die häufigsten Ursachen für Kreuzverschlag?

  • Überanstrengung ohne Training

  • Elektrolytungleichgewicht (z. B. Kalzium-, Magnesium- oder Kaliummangel)

  • Dehydratation

  • Stoffwechselerkrankungen wie PSSM oder RER

  • Fütterungsfehler (zu viel Stärke oder Zucker)

  • Stress, Unterkühlung oder Infektionen

  • Hormonelle Schwankungen (v. a. bei Stuten)

5. Welche Formen von Kreuzverschlag gibt es?

  • Sporadisch: Nach ungewohnter Belastung

  • Chronisch: Wiederkehrend, oft genetisch bedingt (z. B. PSSM, RER)

  • Stoffwechselbedingt: Bei gestörter Verarbeitung von Muskelenergie

  • Elektrolytbedingt: Durch gestörte Mineralstoffbalance

6. Wie wird Kreuzverschlag behandelt?
Die Behandlung erfolgt durch den Tierarzt und umfasst in der Regel:

  • Flüssigkeitstherapie

  • Schmerzmittel und Muskelrelaxantien

  • Ruhigstellung

  • Anpassung von Training und Fütterung

7. Wie kann ich einem Kreuzverschlag vorbeugen?

  • Langsame Trainingssteigerung

  • Genügend Ruhephasen und Bewegung

  • Ausgewogene, angepasste Ernährung mit wenig Stärke/Zucker

  • Ausreichende Versorgung mit Elektrolyten, Vitamin E und Selen

  • Täglicher Zugang zu frischem Wasser

  • Keine abrupten Futterwechsel

  • Stressreduktion und Haltungsoptimierung

8. Können Kräuter bei der Vorbeugung von Kreuzverschlag helfen?
Ja, bestimmte Kräuter können muskelunterstützend und entgiftend wirken, z. B.:

  • Mariendistel: Leberunterstützend, entgiftend

  • Bockshornklee: Unterstützt Elektrolyt- und Muskelstoffwechsel

  • Mädesüß & Anis: Durchblutungsfördernd, muskelentspannend

  • Zimtrinde & Ringelblume: Stressmildernd, entzündungshemmend

  • Spirulina: Natürliches Magnesium

9. Können Kräuter schädlich sein?
Ja – nicht alle Kräuter sind für jedes Pferd geeignet. Eine fachkundige Auswahl, Dosierung und Qualitätssicherung (z. B. von seriösen Anbietern wie „Hand aufs Pferd“) ist entscheidend. Bei Unsicherheiten sollte ein Tierheilpraktiker oder Tierarzt konsultiert werden.

10. Was ist bei Pferden mit bekannter Veranlagung zu beachten?
Diese Pferde benötigen besondere Aufmerksamkeit:

  • Individuelle Futter- und Trainingspläne

  • Eventuell genetische Tests (z. B. auf PSSM)

  • Regelmäßige Kontrolle von Gewicht, Elektrolytstatus und Muskulatur

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